Seit 1853 - 170 Jahre Manufaktur Leitner
Wo alles begann
Dass Leitner Leinen im Mühlviertel ansässig wird ist kein Zufall: Bereits seit dem Mittelalter baut man hier Flachs an und macht so aus der Not der ungünstigen Bodenbeschaffenheit eine Tugend. Blühende Flachsäcker prägen über Jahrhunderte das Bild des Mühlviertels. Was zunächst mit bäuerlicher Heimarbeit beginnt, bildet im 18. Jahrhundert spezialisierte Betriebe in den Städten heraus, die Leinwände und Leinenstoffe weben, bleichen färben und Handel betreiben. Leinen aus dem Gebiet zwischen Großer Mühl und Donau ist schon in der Renaissance ein begehrtes Qualitätsprodukt, das seinen Konkurrenten aus Frankreich und Belgien in nichts nachsteht. Und das gilt bis heute.
1853
Der Leinenhändler Franz Leitner erwirbt das Haus Nr. 53 in der Steinwände, der heutigen Stifterstraße 25 in Ulrichsberg am Fuße des Böhmerwaldes im Dreiländereck neben Deutschland und Tschechien. Zusammen mit Webern aus der unmittelbaren Umgebung produziert man Leinwand im Verlag.
1876
Kajetan Leitner übernimmt die Geschäftsführung. Während sich in großen europäischen Städten der industrielle Wandel vollzieht, bleibt das Mühlviertel traditionell: Der Flachs oder "das Haar", wie die Mühlviertler die Faserpflanze nannten, ist bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in der Region.
1907
Nach dem Tod des Vaters geht die Geschäftsführung an Adolf Leitner, der das – nach wie vor sehr traditionelle – Handwerk fortführt: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bleichen ortsansässige Landwirte Stoffe noch immer in Heimarbeit. Einige bauen auch Flachs an, um für den Eigenbedarf Leinöl zu produzieren. Bis heute ist Leinöl ein unverzichtbarer Bestandteil in vielen Mühlviertler Speisen – und viele schwören sogar auf seine heilende Wirkung.
1910
Zur Veredelung des Leinens wird in der Firma Leitner Leinen eine mechanische Mangel angeschafft, genauer gesagt eine Kastenmangel, ein komplizierter, raumgroßer Mechanismus aus einem Wickelstuhl und mehreren Walzen, die das voluminöse Leinen plattieren wird und ihm somit eine glatte, glänzende Oberfläche verleihen.
1928
Der industrielle Fortschritt erfasst auch das Mühlviertel. Bei Leitner Leinen entsteht eine neue Webhalle, die mit 24 modernen, dieselbetriebenen Webstühlen aus Böhmen ausgestattet ist. Das Leinenhandwerk floriert unverändert: Noch 1930 wird im Mühlviertel auf einer Fläche von 560 ha Flachs angebaut.
1935
Die Industrialisierung ist nicht aufzuhalten: Webstühle und Mangel im Hause Leitner Leinen werden elektrifiziert, ein Kalander – eine mehrlagige Industriemangel – aus Böhmen erweitert die Produktionstechnik. In seinem Wachstum profitiert das Unternehmen von seinem Standort, da es im Mühlviertel eine große Zahl traditionell ausgebildeter Weber gibt, die auf die neuen Produktionstechniken umgeschult werden können.
1954
Der nächste Generationenwechsel im Hause Leitner Leinen steht an: Adolf Leitner jun. übernimmt die Geschäftsführung. Ein Jahr später, 1955, öffnet auch die Webereifachschule Haslach des Landes Oberösterreich die Pforten zu ihrem neuen Gebäude und Ausbildungskonzept. Die Schule war bereits 1883 aufgrund der enormen Bedeutung des Leinenwebens gegründet worden.
1956
Leitner Leinen erweitert seinen Webereibetrieb und stellt seine Produktion auf Webstühle der Firma Saurer um, ebenfalls ein dynamischer Familienbetrieb aus der Schweiz.
1960
Die Betriebsanlagen werden um eine Schlichterei ergänzt. Durch den Vorgang des Schlichtens wird das Leinengarn glatter und stärker, wodurch sich die Laufeigenschaften auf dem Webstuhl erhöhen. Im Laufe der 1960er Jahre machen sich im Mühlviertel die ersten strukturellen Veränderungen bemerkbar: Das Leinenhandwerk verliert als Industriestandbein allmählich an Bedeutung und rückt mehr und mehr in den Bereich des nostalgischen Brauchtums. Doch nicht so bei Leitner Leinen.
1974
1971 richtet der Heimatverein Haslach das Webereimuseum ein, das die lokale Textilgeschichte dokumentiert. Der Betrieb bei Leitner Leinen ist dagegen alles andere als museal. Hier floriert er. Eine neue große Webhalle mit Klimaanlage entsteht in Ulrichsberg. Mit der Jacquardweberei beginnt die Produktion von kunstvollen Leinenmustern. Mittlerweile verfügt Leitner über 32 Webstühle, davon vier Jacquardwebstühle.
1986
Friedrich Leitner wird neuer Geschäftsführer. Unter dem Namen "Greenland" bringt Leitner Leinen eine Piqué Kollektion auf den Markt. Piqué ist ein steppähnliches Gewebe, das sich besonders für Haushaltstextilien eignet. 1988 folgt eine eigene Halle für die Konfektion im Haus. Mit seinen gebrauchsfertigen Produkten und seinem innovativen Umgang mit dem klassischen Material Leinen spricht Leitner Leinen nicht mehr nur Betriebe, sondern gezielt den Endkunden an. Ein Bruch mit der Tradition. Aber der Schritt in die Zukunft.
1994
Tradition ist gut, Qualität ist besser, Optimierung ist unverzichtbar. Leitner Leinen führt den KVP, den "kontinuierlicher Verbesserungsprozess" ein. Diese ursprünglich aus Japan stammende Methode setzte sich Anfang der 1990er Jahre in der europäischen Industrie durch. Somit gehört Leitner Leinen zu den ersten Unternehmen, die Qualität mit Effektivität verbinden.
1995
Unter der Marke "LEITNER 1853" präsentiert das Unternehmen eine neue Bett- und Tischwäschekollektion aus Leinen. Für dieses neue Marktsegment wird der erste Jacquardwebstuhl mit einer Fertigwebbreite von 280 cm angekauft. Wenig später, 1998, eröffnet der neue Fabrikverkauf am Produktionsstandort in Ulrichsberg – ein weiteres Bekenntnis an den Endkunden. Im gleichen Jahr erhält Leitner Leinen den "Salzburger Preis" der Österreichischen Textil Zeitung, einer der angesehensten Textilpreise Österreichs.
2003
Leitner Leinen feiert sein 150-jähriges Bestehen. Als eine der letzten Webereien des Mühlviertels und eine der letzten Webereien Österreichs schreiben wir weiter an unserer Geschichte und führen das Erbe der Textilindustrie in Österreich fort.
2004
Das Sortiment wächst. Eine neue Webmaschine ebnet dem Material Leinen neue Wege und in Ulrichsberg entstehen ab sofort auch edle Frottiertücher.
2005 - 2009
Zeit für Veränderung. Leitner Leinen wird 2009 als erstes Unternehmen mit dem Preis "Textilunternehmen des Jahres" ausgezeichnet. In den Jahren zuvor wird die Produktion modernisiert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die alten Webereigebäude werden renoviert und erstrahlen in neuem Glanz.
2010
Wir präsentieren unsere erste Möbelstoffkollektion - und bleiben dabei unseren Wurzeln treu: Durch den Einsatz robuster Spezialgarne entstehen auch unsere neuen Möbelstoffe aus 100% Leinen.
2015
Familienangelegenheit. Seit mehr als 160 Jahren erfreuen Produkte aus unserem Haus Kunden auf der ganzen Welt. Mit Jakob Leitner folgt die 6. Generation in das Unternehmen.
2018
Tradition hat seine schönen Seiten - Innovation auch. Deshalb: alte Maschinen raus, Neue rein. Mit der Installation einer neuen Schärmaschine bekennen wir uns weiterhin zu unserem Standort im Mühlviertel und übertragen den Manufakturgedanken ins 21. Jahrhundert.
2022
Über Jahrzehnte hat Friedrich Leitner mit Passion und Hingabe die Marke Leitner Leinen geformt. Nach über 35 Jahren als Geschäftsführer übergibt er die Geschicke an die nächste Generation.
Leinen
Flachs, eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt, und sein besonderer Weg vom Feld zu edlen Jacquardstoffen aus unserer Weberei.
Mehr lesenKunst des Webens
Ein Einblick in unser Haus. Entdecken Sie die Kunst der Jacquardweberei und verolfen Sie den Weg filigraner Fäden zu besonderen Produkten.
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Seit 6 Generationen der Herstellung feinster Stoffe verbunden. Erfahren Sie mehr über uns und die Philosophie hinter unseren Produkten.
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